Liebe Freundinnen und Freunde des Reinhardswaldes!
Ihr wartet sicher schon darauf: Was tut sich hier in Sachen Windräder? Wie ist der
aktuelle Stand im Genehmigungsverfahren?

GENEHMIGUNGSVERFAHREN LÄUFT WEITER

Deshalb die Antwort auf die drängendste Frage zuerst: Ja, leider geht es im Genehmigungsverfahren für die ersten 20 Großwindanlagen im Reinhardswald weiter. Die zu überarbeitenden Unterlagen wurden Anfang Mai von der Windpark Reinhardswald GmbH&CoKG beim Regierungspräsidium (RP) Kassel zurückgegeben. Aktuell erfolgt eine erneute Überprüfung auf Vollständigkeit. Diese Überprüfung wird wieder bei den Fachbehörden im RP wie auch von verschiedenen anderen Stellen (darunter auch einige Gemeinden) erfolgen. Dafür wurde ein Zeitraum bis zum 19. Juni vorgegeben. Bis zum 3. Juli müssen diese Stellen dann in Bezug auf die Vollständigkeit, falls noch vorhanden, Einwände vorlegen, wie wir aus den Bürgermeisterämtern erfuhren. Besonders für die hiesigen kleinen Gemeinden mit ihrer sehr engen Personalausstattung stellt dieses Zeitfenster, wie von dort berichtet wurde, eine völlige Überforderung dar. Dies gilt umso mehr in Corona-Zeiten, in denen ohnehin viele außergewöhnliche Anforderungen zu bewältigen sind. 

INDUSTRIELLE VERWERTUNG DER REGION

Darüber hinaus laufen andere große Raumordnungsverfahren ausgerechnet jetzt parallel auf, die ebenfalls in diesen Rathäusern zu bearbeiten sind. Dazu gehört zum Beispiel die erst im März überfallartig bekannt gewordene, geplante Errichtung eines riesigen Atommüll-Zwischenlagers im nahen Würgassen ebenso, wie der Antrag der Firma Kali+Salz. K+S möchte, entgegen der bindenden Vorgaben, seine hochkonzentrierten Salzabwässer weiter zu alten Bedingungen in Werra und Weser einleiten. Die bereits seit Jahren überfällige und nun ab 2021 endlich vorgesehene Senkung der Grenzwerte, z.B. für Chlorid, möchte man wieder einmal verschieben, die Flüsse weiter belasten. Wie Ihr seht, läuft ausgerechnet in dieser von außergewöhnlicher Natur und wunderschöner Landschaft geprägten Region einiges an industriellen Verwertungs-Ideen zusammen. Sicher kein Zufall: Viel Natur, wenig Menschen – also keine von Zigtausenden getragenen Protestzüge, deshalb auch kaum mediale Berichterstattung. Sehr praktisch. Manchmal könnte man verzweifeln. Das tun wir nicht. Wir wehren uns. Und arbeiten mit vielen anderen in den Orten der Umgebung und Euch allen deutschlandweit weiter daran, dass diese Region und besonders der Reinhardswald unversehrt erhalten bleibt und als besonderer Schatz begriffen wird – für uns ALLE. 


AUSSICHTEN UND WEITERE INFOS

Aber wie geht es nun im Verfahren weiter? Wann beginnt die öffentliche Auslegung der Unterlagen? Wann kann jeder seine Einwände abgeben? Kurz gesagt: Wir wissen es nicht. Es hängt davon ab, wann die Unterlagen vom RP als vollständig eingestuft werden. Erst dann erfolgt die Phase der Öffentlichkeitsbeteiligung. Aber wir halten Euch natürlich immer auf dem Laufenden.

Es gibt aber inzwischen gewichtige Gründe, die hier bereits erarbeitet wurden und zeigen, dass es keinesfalls ein Spaziergang werden wird, die Bebauungsplanungen im Reinhardswald umzusetzen. Zumindest wenn alles mit rechten Dingen zugeht (auch seitens des Regierungspräsidiums Kassel und der Landesbehörden). Abgesehen von dem Imageschaden, den jene fürchten müssen, die zu denen gehören, die kein Problem damit haben, den besonderen Reinhardswald zu bebauen, weil sie sich lukrative Gewinne daraus versprechen. Das zur Ablenkung gern über alles gebreitete „grüne Mäntelchen“ wird hier nicht groß genug sein um zu verdecken, was für katastrophale Folgen das Vorhaben für diesen Naturraum wirklich haben wird. „Grüner, sauberer Strom“ aus dem Reinhardswald ist ein absurdes Paradoxon. Windstrom aus dem geschundenen Reinhardswald kann ganz sicher niemals weder grün noch sauber genannt werden. Zu den monetären Profiteuren gehört zu allererst die hessische Landesregierung als Verpächterin des landeseigenen Waldes. Zu den Hasardeuren gehören die EAM Natur GmbH, die Städtischen Werke AG Kassel, die Stadtwerke Eschwege GmbH, der private Windkraftunternehmer Ralf Paschold sowie die Gemeinden Grebenstein, Fuldatal, Immenhausen und Trendelburg – zusammen geschlossen in der Windpark Reinhardswald GmbH&CoKG. Trendelburg nimmt allerdings eine Sonderrolle ein, da die Beschlüsse, als Kommune dabei zu sein, auf den Vorgänger im Bürgermeisteramt, Kai Georg Bachmann, zurück gehen. Für dessen Nachfolger im Amt sind diese nun, trotz seiner bekannt gegenteiligen persönlichen Haltung, bindend. Dazu hat Trendelburg in der Freien Wählergemeinschaft (FWG) von jeher starke Fürsprecher für den Reinhardswald. Mehr Informationen zur Zusammensetzung der Windpark Reinhardswald GmbH & CoKG hier.


GEFAHR FÜR TRINKWASSER

Fachlich wirft u.a. der hochrelevante Trinkwasserschutz viele Fragen auf. 50.000 Menschen beziehen ihr Trinkwasser über verschiedene Brunnen aus dem von unzähligen Quellen durchsetzten Reinhardswald, auch wenn die Windpark Reinhardswald GmbH nicht müde wird, dieses Thema als unbedenklich herunter zu spielen. 14 der 20 Anlagen sollen mehrere Meter tief gegründet im Trinkwasserschutzgebiet entstehen, jede mit 5.500 Litern wasser- und bodengefährdenden Stoffen im Maschinenhaus der Vestas V150 5,6MW – etwa 1500l davon übrigens brennbar. Breite Straßen für hunderte Schwerlastfahrten und  tausende LKW und Baufahrzeuge müssen zudem über einige Kilometer komplett neu durch Trinkwasserschutzgebiete gebaut werden. Kann man hierfür die Verantwortung wirklich übernehmen? Und diese Verantwortung auch tragen im Falle einer Verunreinigung? Unsere Trinkwasservorräte sind unverzichtbar, rar und daher kostbar. Hier gibt es keine Spielräume. Verseucht ist verseucht. Die Behörden haben in jedem Fall bei einem derart gigantischen Bauprojekt unter diesen sensiblen Bedingungen größte Vorsorgepflicht und Verantwortung zu tragen. Schon der Schatten eines Zweifels erfordert ein „Nein“. Die zu leichtfertige Einstufung eines fachlich begründeten Gefährdungshinweises als „unwahrscheinlich“ wäre hier, zumal unter den Augen der zunehmend interessierten und medialen Öffentlichkeit, katastrophal. Wir gehen davon aus, dass auch die zuständigen Fachbehörden das wissen.

Gebt nicht auf und bleibt mit uns unterwegs für den Reinhardswald!

Bis bald, Euer Local Team von Rettet den Reinhardswald

P.S.: Ein wissenswertes Video mit provokantem Titel von Wetter Online aus dem Monat Mai möchten wir noch mit Euch teilen: Nein, der Wald braucht uns nicht – aber wir brauchen den Wald!

https://mcusercontent.com/a505948e8bdfad3ff78e2409d/images/f31c79b7-b329-43ba-8151-fcac70f4823e.jpg

Natur im Wandel – Luftbilder zeigen das dramatische Ausmaß des Waldsterbens rund um den Harz. Stürme, Hitze, Trockenheit und der Borkenkäfer lassen den Fichtenwald großflächig absterben. Dennoch birgt das Sterben auch Chancen für den Wald. Der WetterReporter geht der Frage nach, wie diese sich zeigen.